Alles über Seeschlangen

Seeschlangen (Hydrophiinae) gehören zu den giftigsten Schlangen. Schon 1/3 des Giftes eines Bisses kann einen Menschen töten. Der Tod tritt in den meisten Fällen spätestens nach 24 Stunden ein. Das Nervengift lähmt erst die Muskeln der Arme und Beine und schreitet dann schnell fort. Am Ende erstickt man an der Lähmung der Atemmuskulatur. Das grausame daran: Man ist die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein.

Was sich so schrecklich anhört, relativiert sich schnell, wenn man das Verhalten und die Anatomie der Schlangen betrachtet. Seeschlangen sind nicht aggressiv und sie flüchten lieber, anstatt sich durch einen Biss zu verteidigen. Ihre Zähne sind kleiner als die der landlebenden Arten und können die Haut von Menschen nicht überall durchdringen. Einen Neoprenanzug schon gar nicht. Oft geben sie auch nur eine winzigen Bruchteil des Giftes ab, was die Chancen zu überleben sehr erhöht. Die meisten Bisse sind Unfälle, z.B. wenn Fischer ihre Netze reinigen und sich eine Seeschlange darin befindet. Und zu guter letzt gibt es inzwischen für fast alle Arten ein Serum. Allerdings sollte man genau wissen, welche Schlangenart zugebissen hat. 

Seeschlangen sind die einzigen Reptilien, die zu 100% im Meer leben. Auch die Fortpflanzung findet dort statt. Lebend werden die Jungen in den Ozean geboren. Die einzige Ausnahme: Die Arten der Familie Laticauda. Diese legen wie die Meeresschildkröten ihre Eier an Land ab. Seeschlangen haben sich im Laufe der Evolution perfekt an den neuen Lebensraum angepasst. Der Schwanz flachte sich immer mehr ab, so dass er wie eine Art Paddel zum Schwimmen genutzt wird.

Eine Salzdrüse unter der Zunge scheidet das durch das Meerwasser aufgenommene Salz wieder aus. Die Lunge der Seeschlangen ist sehr vergrößert und erstreckt sich fast über den ganzen Körper. Bis zu zwei Stunden können die Reptilien unter Wasser bleiben. Seeschlangen sind Jäger, manche sind auf bestimmte Arten wie zB.Aale spezialisiert.

Kommerziell wurden Seeschlangen auf den Philippinen zur Lederproduktion genutzt, was die Bestände lokal sehr reduziert hat. In Japan gelten Seeschlangen als Delikatesse und Aphrodisiakum.

Muränen, Seeschlangen und Schlangenaalen werden oft verwechselt. Als sichere Unterscheidungsmerkmale gelten: Seeschlangen haben keine Flossen. Muränen und Schlangenaale haben eine durchgehende Rücken- Schwanz- und Bauchflosse. Schlangenaale besitzen auch Brustflossen, Muränen keine.

Ca. 62 Arten wurden bisher identifiziert und alle leben im Indopazifik vorwiegend in Küstennähe. Nur das Rote Meer meiden sie vermutlich wegen des hohen Salzgehaltes. Der Atlanik leben keine Seeschlangen.