Alles über Wale

Wale und Delfine, sehen aus wie Fische, sind aber Säugetiere. Es mag überraschen, aber die nächsten lebenden Verwandten sind die Flusspferde. Wale und Delfine entwickelten sich aus landlebenden Säugetieren, die vor ca. 95 Millionen Jahren wieder ihren Lebensraum im Meer suchten. Einer der frühen und ca. 50 Millionen Jahre alten Wale ist der Ambulocetus, wegen seiner vorhandenen Beine auch der „laufende Wal“ genannt. 

Lange Zeit schien es unvorstellbar, dass Wale und Delfine keine Fische sind. In seinem berühmten Roman „Moby Dick“ schreibt Melville über dieses Thema und ergreift die Partei der Fischbefürworter. Er begründet dies mit seiner langjährigen Praxis und seinen Beobachtungen als Walfänger. Ein weiteres seiner Argumente: Der gesunde Menschenverstand. Doch wie man auch aus anderen Zusammenhängen weiß, kann der sich beträchtlich irren. 

Im 18. und 19. Jahrhundert war Walöl das Erdöl des beginnenden Industriezeitalters. Walöllampen brachten Licht in die Häuser der Menschen. Walöl schmierte die Maschinen der Fabriken. Die Barten der Bartenwale wurden als Korsettstangen verarbeitet, das Fleisch als Steak verkauft. So gut wie alles wurde verwertet: Wale als lebende Rohstoffquellen. Der Walfang wurde industrialisiert und war für viele Nationen bis Mitte des 20.Jahrhunderts ein bedeutender Wirtschaftszweig. Doch dann brachen die Bestände zusammen. Seit 1986 gilt international ein generelles Walfangverbot zu kommerziellen Zwecken, an das sich die meisten Staaten halten. Einige indigene Völker z.B. in Grönland erhielten Ausnahmegenehmigungen, um ihre Traditionen wahren zu können. Norwegen und Japan sind gegen das Verbot und Japan tötet jedes Jahr Wale zu angeblich „wissenschaftlichen Zwecken“. Tatsächlich landet das Fleisch auf den Tellern der Restaurants.

Dank der Schutzmaßnahmen haben sich die Bestände inzwischen etwas erholt. Doch noch immer sind fast alle großen Wale vom Aussterben bedroht. Ein Grund ist auch die geringe Reproduktionsrate: Die Geschlechtsreife erfolgt bei vielen Arten spät. Gewöhnlich bringen Wale nach einer Tragezeit von neun bis sechzehn Monaten ein einziges Junges zur Welt. Der junge Wal wird mehrere Monate bis zu einem Jahr gesäugt, so dass eine enge Bindung zwischen Mutter und Nachwuchs entsteht. Dabei wird das Junge nicht wirklich gesäugt, denn anatomisch ist das unmöglich. Babywale besitzen keine Lippen. Die Mutter spritzt dem Kleinen die Milch direkt ins Maul. Werden Zwillinge geboren, muss eines grausam verhungern. Die Milch reicht nur für ein Junges. Junge Wale und Delfine bleiben lange bei der Mutter. Wale und Delfine leben in komplexen, aber auch flexiblen sozialen Verbänden.

Wale und Delfine sind perfekte Apnoetaucher. Ihre Lunge und das Sauerstoff speichernde Körpergewebe ist perfekt für das Leben unter Wasser angepasst. Je nach Art reicht ein einziger Atemzug, um von 15 bis 90 Minuten zu tauchen. Aber an die Wasseroberfläche müssen sie immer, sonst würden sie ertrinken. 

Die weitaus meisten Wale und Delfine leben in kalten Gewässern und sind somit nicht Teil dieses Bestimmungsführers. Zu den Walen, die im tropischen Indopazifik vorkommen können, zählen der Buckelwal, der Pottwal, der Japanische Schnabelwal, der Brydewal, der Zwerggrindelwal (Feresa alternata), der Kurzflossen Grindelwal (Globicephala macrohynches) und der Kleine Killerwal. Doch außer dem Buckelwal leben alle pelagisch und es besteht wenig Hoffnung eine dieser Arten zu sehen.

Für alle Wale und Delfine gilt: Unser Wissen über diese intelligenten Tiere ist noch immer sehr lückenhaft. Gerade bei den pelagischen Arten beschränkt sich unser Wissen nur auf die Auswertung toter Exemplare.

Die Ordnung der Wale (Cetacea), zu denen auch die Delfine gehören, stellen mit dem 33 Meter langen und bis 200 Tonnen wiegenden Blauwal das größte und schwerste lebende Wirbeltier. Auch mit den Dinosauriern kann der Blauwal gut mithalten. Als bisher größter Dinosaurier gilt der 40 Meter lange Argentionosaurus, der möglicherweise den Titel an den 2014 ebenfalls in Argentinien gefundenen noch namenlosen Dinosaurier abgeben muss. 

Ca. 85 Walarten sind bisher beschrieben. Diese unterscheiden sich in die Unterordnungen Bart- und Zahnwale. Zu den Zahnwalen gehören die Delfine.

Wale leben in allen kalten, gemäßigten, subtropischen und tropischen Bereichen aller Ozeane.