Heute sind etwas mehr als 500 Arten bekannt und beschrieben. Etwa fünf davon greifen in seltenen Fällen Menschen an und sind für die meisten Todesfälle verantwortlich. Zu den aggressiveren Haien gehört der Weiße Hai, der Tigerhai, der Weißspitzen-Hochseehai, der Bullenhai und der Makohai. In ganz seltenen Fällen sind auch andere große Haie, wie z.B. Große Hammerhaie oder Galapagoshaie in Attacken verwickelt. Im Korallenriff begegnet man von den gefährlichen Haien in der Regel lediglich dem Tiger- und dem Bullenhai. Der Weiße Hai bevorzugt kälteres Wasser wie z.B. in Südafrika oder auch im Mittelmeer. Der Weißspitzen-Hochseehai und der Makohai sind pelagische Haie, d.h. sie trifft man im offenen Ozean. Nur gelegentlich kommen vor allem jüngere Exemplare an exponierte Außenriffe, wie z.B. im Roten Meer. Jüngere Exemplare sind auch weniger aggressiv als die ausgewachsenen.

Am gefährlichsten sind Haie, wenn wir sie essen. Als Jäger am Ende der Nahrungskette der verschmutzten Weltmeere, sammeln sich im Laufe eine Hailebens zahlreiche Schadstoffe im Gewebe an. Einer der gefährlichsten Giftstoffe: Das Nervengift Methylquecksilber. Nach Informationen der Haischutzorganisation „Sharkprojekt“ wird beim Konsum von 400 Gramm Haifleisch der zulässige Grenzwert um das dreiundvierzigfache überschritten. Der menschliche Körper braucht fast ein ganzes Jahr, um diese Dosis wieder abzubauen. Ebenso können sie ciguatoxisch sein, was des öfteren direkt nach dem Verzehr zu Todesfällen führt.
Die Mehrheit der Menschen sieht die Gefahr allerdings nach wie vor in der Aggressivität und Angriffslust der Haie und hat schreckliche Angst, diesen faszinierenden Tieren im Wasser zu begegnen. Hollywood hat ganze Arbeit geleistet. Das Image des „blutrünstigen Monsters“ in Spielbergs Film der „Weiße Hai“ von 1975 bekommt man einfach nicht aus den Köpfen.
„Die Wahrheit ist, dass wir Menschen nicht zur Beute von Haie gehören. Haie gibt es schon seit fast 400 Millionen Jahren. Den Homo sapiens seit etwa 300.000 Jahren. Zudem leben wir an Land. Weder reagieren Haie auf Menschenblut, noch scheinen wir ihnen zu schmecken.“
Die weitaus meisten Haie verhalten sich Menschen gegenüber eher scheu. Auf einen Hai zuzuschwimmen oder ihn zu verfolgen, um ein Foto zu bekommen, bringt absolut nichts. Als einzige Taktik hilft, sich im Riff einen Platz zu suchen, ruhig zu verhalten und zu hoffen, dass die Neugier siegt und die Haie sich nähern. Gelingt es, bleibt es oft das einzige mal. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass Haie uns ziemlich langweilig finden. Rebreather Taucher sind im Vorteil, denn Luftblasen sind bei Haien nicht beliebt.
Aber nicht alle der ca. 500 Haiarten verhalten sich gleich. Es gibt durchaus eine Handvoll Haie, die gefährlich werden können, weshalb eine generelle Verharmlosung nicht angebracht ist. Ein Hai ist immer noch ein wildes Tier. Und noch einen wichtigen Aspekt gibt es zu beachten: RichtigesVerhalten gegenüber Haien schützt, aber es darf einen nicht zu einem falschen Sicherheitsgefühl verleiten.
„Haie sind Individuen. Jeder, der schon öfters mit Haien getaucht ist, weiß das. Manche sind neugieriger und manche aggressiver als andere Artgenossen.“
Ebenso gibt es regionale Unterschiede. Sind zusätzliche Stressfaktoren wie Beute oder Futter im Wasser, kann es zu Unfällen kommen. Alle tödlichen Haiunfälle der letzten Jahre in Ägypten gingen z.B. auf Anfütterung oder anderes Futter im Wasser zurück. Unfälle, die mit Weißen Haien passieren, könnten darauf zurückgehen, dass wir uns im Wasser aus der Sicht des Haies wie ein verletztes Tier bewegen. Wir plantschen und bewegen uns nicht gerade elegant im Vergleich zu Fischen oder Robben. Meistens kommt es nur zu einem Biss, weil der Hai dann feststellt, dass Menschen nicht schmecken. Starker Blutverlust ist demnach auch die Haupttodesursache bei Haiunfällen.
Alle Haiangriffe weltweit werden in der International Shark Attack File (ISAF) Datenbank gespeichert. Die Auswertung der Statistik seit 1580 ergibt folgendes Bild: Der Weiße Hai führt die Liste mit großem Abstand an, gefolgt vom Tiger- und Bullenhai. Mit weiterem großem Abstand folgen andere Haie, wie der Weissspitzenhochseehaie oder Galapagoshaie. Insgesamt sind 39 Haiarten mit Angriffen registriert. Im Schnitt ereignen sich einhundert Haiunfälle pro Jahr, von denen zwischen 5-20% tödlich enden. Da jeder Fall sofort von den Medien aufgegriffen wird und um die Welt geht, schüren auch die Medien kräftig an dem schlechten Image der Haie. Jedes Jahr sterben z.B. ca. 40 Menschen durch Unfälle mit Schweinen aber niemals taucht eine Meldung auf.
Viele Haie besitzen ein Merkmal, das die Machos unter den Tauchern vor Neid erblassen lässt: Sie haben zwei Penisse. Ein Tribut an das raue Liebesleben, bei dem es vorkommen kann, dass man einen Penis durch Abbrechen verliert. Auch die Weibchen kommen ohne Schrammen nicht davon, denn mit irgendwas muss sich das Männchen ja festhalten und gewöhnlich benutzten sie hierfür die Zähne. Man kann sich ja einfach einmal in die Lage der Haie versetzten und versuchen sich unter Wasser zu paaren ohne die Hände zu benutzen.
Fast alle Haie sind lebendgebärend. Eine Brutpflege gibt es nicht. Sofort nach der Geburt müssen sie selbständig zurecht kommen. Die Reproduktionsrate ist bei allen Haien im Vergleich zu anderen Fischarten niedrig. 30 kleine Haie im Bauch eines trächtigen Bogenstirn-Hammerhaiweibchens ist schon fast ein Rekord.
Fast alle Haiarten sind durch die extreme Überfischung vom Aussterben bedroht. Etwa 100 Millionen Haie sterben jährlich und weltweit in den Fischernetzen oder an Angeln. Die Flossen erzielen in China hohe Preise. Die Haifischflossensuppe gilt dort als Statussymbol und durch den wirtschaftlichen Aufschwung können sich immer mehr Chinesen diesen Luxus leisten.
„Das sogenannte „Finning“ ist besonders grausam. Den lebenden Haien werden die Flossen abgeschnitten und wirft sie dann über Bord. Je nach Art ersticken oder verhungern sie.“
Dabei ist Haie zu töten nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch totaler Unsinn. Genauso gut könnte man einfach Geld zum Fenster hinaus werfen. Zahlreiche Studien namhafter Wissenschaftler wie z.B. der James Cook Universität in Australien belegen den hohen ökonomischen Wert lebender Haie. In Ägypten bringt ein lebender Hai bis zu 200.000 Dollar pro Jahr an Tauchtouristenumsatz. Seine Flossen erzielen auf dem Schwarzmarkt einmalig ca. 150- 200 Dollar. Für Länder mit Tauchtourismusindustrie sind Haie damit eine wertvolle natürliche Resource.
Einige für Haie wichtige Länder wie z.B. die Malediven, Palau, Hawaii, Seychellen, Ägypten aber auch Kolumbien haben den ökonomischen Wert erkannt und Schutzgebiete eingerichtet, Fangverbote verhängt und den Handel mit Haiprodukten verboten. Die Möglichkeit der Populationen sich lokal zu regenerieren, ist ein erster guter Ansatz. Die wandernden Arten, wie der Weiße Hai oder der Walhai, können allerdings nur durch internationale Zusammenarbeit geschützt werden.
Haie sind trotz fehlender Schwimmblase perfekt an ihren Lebensraum angepasst. Für den notwendigen Auftrieb beitzten sie eine besonders ölhaltige Leber. Das „Revolvergebiss“ sorgt für immer neue und gute Zähne.
„Die Fähigkeiten ihrer Sinnesorgane stellen die der meisten Tiere einschliesslich uns Menschen locker in den Schatten.“
Sie sehen im Dunkeln besser als jedes nachtaktive Säugetier. Ihr Geruchssinn übertrifft den der Menschen um das 10.000-fache. Ihr guter Geschmackssinn wird bei Testbissen eingesetzt. Ihr Gehör ermöglicht ihnen das hören von Beute über hunderte von Metern. In der Haihaut befinden sich hochempfindliche Druck- und Temperatursensoren. Doch die erstaunlichste Fähigkeit ist die Wahrnehmung elektrischer Felder mit Hilfe der Lorenzinischen Ampullen. Damit können sie Muskelbewegungen und Herzschläge ihrer Beutetiere orten.
Haie haben im Laufe ihrer etwa 400 Millionen Jahre währenden Evolutionsgeschichte fast jeden Lebensraum der Ozeane erobert. Sie leben in der Tiefsee, pelagisch oder an den Küsten. Man trifft sie in tropischen und in kalten Gewässern. Manche wie der Bullenhai scheuen auch nicht davor zurück, weit in Süßwasserflüsse vorzudringen. Einen Hai, der nur im Süßwasser lebt, existiert jedoch nicht. Sie überlebten alle großen Massenaussterbeereignisse. So auch das letzte vor etwa 65 Millionen Jahren, dem die Dinosaurier zum Opfer fielen. Sie gehören zu den erfolgreichsten Tiergruppen überhaupt. Sie überlebten alle großen Massenaussterbeereignisse. So auch das letzte vor etwa 65 Millionen Jahren, dem die Dinosaurier zum Opfer fielen. Es liegt an uns dafür zu sorgen, dass ihre Erfolgsgeschichte eine Zukunft hat.