„Fleischflosser“, nur eben „mit Armen und Beinen“, nannte der berühmte, britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins uns Menschen, um auf unsere Abstammung von den Fischen hinzuweisen.
In der Tat verdanken wir einige Eigenschaften unseres Körperbaus den Fischen. Unser Unterkiefer z.B. entwickelte sich als erstes bei Fischen und Haien. Er entstand vor ca. 460 Millionen Jahren aus Teilen der Kiemen. Damit können nicht nur Haie kraftvoll zubeißen, sondern auch wir.

Unsere letzten evolutionären Stationen bei den Fischen waren übrigens die Quastenflosser und die Lungenfische. Von diesen erbten wir die Muskeln in den Armen und Beinen. Danach entwickelten wir uns zu Amphibien, Vögeln, Säugetieren, Affen, und schließlich zum Homo Sapiens. Wenn wir also in einem Korallenriff abtauchen und Fische beobachten, dann besuchen wir in gewisser Weise ganz entfernte Verwandte. Unsere gemeinsamen Vorfahren allerdings sind schon seit Millionen von Jahren von der Erdoberfläche verschwunden. Im günstigsten Fall existiert vielleicht ein Fossil in einem der Naturkundemuseen der Welt.
Vermutlich leben auf unserem blauen Planeten aktuell weit über 33.000 Fischarten, von denen fast alle in der wissenschaftlichen Datenbank www.fishbase.org erfasst sind. Jedes Jahr werden neue Arten entdeckt. Im wissenschaftlichen Standardwerk „Eschmeyer`s Catalogue of Fishes“ wurden allein 2014 schon 135 neue Arten hinzugefügt.
Mit dieser hohen Artenzahl stellen Fische mehr als die Hälfte aller Wirbeltierarten. Zum Vergleich: Von den Säugetieren, zu denen auch der Mensch gehört, zählt man aktuell etwas über 5400. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die heute lebenden Arten nur ca. 1% aller bisher auf der Erde existierenden Arten ausmachen. Das bedeutet, dass von allen Fischarten, die jemals existierten, über drei Millionen bereits ausgestorben sind und uns niemals wieder unter Wasser mit ihrem Anblick erfreuen können. Das ist schade, denn schon die Vielfalt der Erscheinungsformen und das Verhalten der heute lebenden Fische ist atemberaubend. Es gibt welche mit und ohne Schuppen, grell bunte und unscheinbare. Walhaie mit 12 m Länge, und den Paedocypris progenetica, der mit 10 mm das zweitkleinste Wirbeltier der Welt ist. Sprinter wie den Indopazifische Fächerfisch mit seinen 109,7 km/h, und Walkmans, die im Schneckentempo auf ihren fingerartigen Flossen laufen. Gefressen wird alles, was Kalorien bringt: Vegetarisches, Fleisch oder Plankton. Manche Tiefseefische, wie der Schwarze Schlinger, können sogar Beutetiere fressen, die größer sind als sie selbst. Einfallsreich sind Fische ebenso. Wer glaubt, der Mensch hätte die Angel zum Fische fangen erfunden, der irrt. Anglerfische angelten schon lange nach Beute, da existierten wir noch gar nicht. Sie benutzen sogar einen Köder, und dieser zappelt praktischerweise direkt vor dem gefräßigen Maul des Lauerjägers.
Fische sind nicht nur besonders artenreich und vielfältig, sondern auch erfolgreich. Alle Lebensbereiche, die irgendetwas mit Wasser zu tun haben, wurden von ihnen besiedelt. Und so findet man sie in den arktischen Regionen ebenso, wie in den Tropen, im Salz-, Brack oder im Sü.wasser. Selbst vor dem Land schreckten sie nicht zurück. Schlamm- und Felsenspringer z.B. besiedeln die Gezeitenzonen. Selbst das Innere einer Seegurke und anderer Wirbelloser fanden die Eingeweidefische so attraktiv, dass sie es als Lebensraum wählten. Das Süßwasser lieben Fische besonders, denn obwohl es nur 3% des Wasservolumens unseres Planeten ausmacht, leben in ihm die Hälfte aller Fischarten.
Unsere Beziehung zu den Fischen ist nicht nur durch die Evolution geprägt, auch in der Mythologie und Religion spielt sie eine Rolle. Christen erkennen sich seit über 2000 Jahren an einer symbolischen Zeichnung eines Fisches. Meerjungfrauen als Mischwesen wurden durch das Märchen von Hans Christian Andersen weltbekannt.
Am bedeutendsten für uns sind Fische als wichtige und sehr gesunde Proteinquelle. Hunderte Millionen Menschen ernähren sich weltweit von Fisch. Als grausamstes und gefräßigstes Raubtier der Welt haben wir damit viele Fischbestände an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Nach Studien der UNO gelten heute über 75% aller Ozeane als überfischt. Ein Umdenken ist dringend notwendig. Wer mitmachen will und ruhigen Gewissens weiter Fisch genießen möchte, dem sei der Einkaufsratgeber von Greenpeace oder dem WWF empfohlen.